Große Freude bei den Schmieden
„Schmiede haben Feuer im Blut!“ sagt Johann Jakob Schmutz – wer ihn persönlich kennt, weiß, dass das für den Berufsgruppensprecher der Schmiede der Landesinnung NÖ keine leere Phrase ist. Entsprechend emotional und mit großer Freude wird nun alles daran gesetzt, dass das Handwerk als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO aufgenommen wird. Johann Jakob Schmutz berichtet, dass dieses Projekt, das sich in der Bewerbungsphase befindet, bereits zu einem verstärkten Austausch zwischen den Kollegen aus den Bundesländern geführt hat: „Für die Einreichung ziehen alle an einem Strang und arbeiten Hand in Hand zusammen; auch gibt es ein generelles Grundverständnis, dass dies eine große Chance für die Schmiede in ganz Österreich ist und es positive Auswirkungen auf das Image und auf die öffentliche Wahrnehmung haben wird.“ Gesucht werden noch interessierte Schmiedemeister – gerne auch pensionierte, die sich fachlich in das Projekt einbringen möchten, ein Schmiedetreffen ist geplant. „Jede/r ist eingeladen, mitzumachen. Wir freuen uns über alle Beiträge!“ so der Fachgruppensprecher, der bittet, mit ihm direkt Kontakt aufzunehmen.
Immaterielles Kulturerbe
Immaterielles Kulturerbe im Sinne der UNESCO können mündlich überlieferte Traditionen, darstellende Künste, gesellschaftliche Rituale und Feste, Wissen um die Natur oder Handwerkskünste sein, immaterielles Kulturerbe ist lebendig. Es wird von menschlichem Wissen und Können getragen und von einer Generation an die nächste weitergegeben.
Zu den Zielen des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (2003) zählt die Bestandsaufnahme sowie die Sichtbarmachung. Damit soll ein neues Verständnis für zum Beispiel alte Handwerkstraditionen entstehen. Für die Aufnahme gilt es bestimmte Parameter zu erfüllen, zB zeichnet sich traditionelles Handwerk durch eine hohe Rohstoffkompetenz, einer persönlichen Beziehung zum Produkt, persönliche Beziehungen zu den Kund*innen wie auch Lieferant*innen, einer Nähe und Loyalität zu den Mitarbeitenden, sowie durch Leidenschaft, Kreativität, Lösungsorientiertheit, Verlässlichkeit, Nachhaltigkeit und Regionalität aus.
Handwerkskunst weitergeben
Mit der Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes gehen auch Maßnahmen zur Sicherstellung des Fortbestandes einher. Ein Punkt, der Johann Jakob Schmutz ganz besonders wichtig ist: „Die Weitergabe von Wissen ist mir ein großes Anliegen.“
Er ist zuversichtlich, dass diese Auszeichnung eine positive Auswirkung auf das Image seiner Branche haben wird, dass dadurch vielleicht auch wieder mehr Jugendliche auf die Idee kommen, eine Lehre als Schmied zu beginnen.
Mut haben – Lehrlinge aufnehmen
Hans Schmutz hofft andererseits, mit dem wichtigen Schritt zum Erhalt des Handwerkes und der Aufwertung, wie auch durch die verstärkte Kundennachfrage, wieder mehr Unternehmer*innen den Mut haben, Lehrlinge aufzunehmen.
Merkbar häufen sich die Nachfragen von Maturanten, die nach abgeschlossener Reifeprüfung die Lehre absolvieren wollen. Schmutz bewertet dies als guten Weg, denn diese jungen Menschen haben meist eine klarere Vorstellung, was sie wollen, sind körperlich stärker und bringen meist auch schon den Führerschein mit oder haben das Bundeheer bzw. den Zivildienst erledigt: „Lehrlinge auszubilden ist ganz wichtig“, meint Schmutz, „denn auch in den Berufsschulen gibt es noch sehr gute Ausbilder, die das Fachwissen weitergeben können!“
Volle Auftragsbücher
Als eines der ältesten Handwerke überhaupt beweisen die Schmiede, dass sich Tradition und Modernität nicht ausschließen muss – Metall in Kombination mit Glas, Email, Stein, Kunststoff oder anderen Materialen lassen Individualität zu, die Werkstücke fügen sich in jedes Ambiente ein. Gefertigt wird hauptsächlich händisch; auch wenn Maschinen eingesetzt werden, steht immer der individuelle Wunsch des Kunden im Vordergrund.
Gerade im Außenbereich erfreuen sich die Objekte und Gebrauchsgegenstände großer Beliebtheit. „Unsere Auftragsbücher sind voll, unsere Arbeiten sind gefragter denn je – Handwerk liegt im Trend bei den Kunden und erfreut sich wieder mehr Wertschätzung als noch vor einigen Jahren!“ berichtet Hans Schmutz.
Fackelträger der Handwerkskunst
Es gibt unglaublich gute Beispiele, wo die Schmiedekunst gezeigt wird, ihr ein Denkmal gesetzt oder ein Museum gewidmet wird. Zum Beispiel steht in Ybbsitz eine Schautafel, die 40 Schmiede mit jeweils einem eigens geformten Metallstück gestaltet haben; oder die Ausstellung zu Märchen, Mythen, Sagen in Bad Hall – auch empfehlenswert, diese anzusehen.
Angesprochen auf die vielen Schauschmiede, die besonders zur Weihnachtszeit oder auf Märkten, Mittelalterfesten für Besucheranstürme sorgen, meint Johann Jakob Schmutz: „Sie zeigen die Arbeit mit den Elementen Feuer, Wasser, Luft – das übt eine Faszination auf die Menschen aus. Im Grunde machen sie Öffentlichkeitsarbeit und Imagebildung für unsere Branche! Auch die sogenannten „Garagenschmiede“, die in ihrer Freizeit schmieden, sind kein Mitbewerb – sie sind allesamt Fackelträger unserer Handwerkskunst!“
Artikel erscheint im Fachmagazin Metall im November 2021